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Fr, 19.08.2022

Erstes Bremer Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie ausgezeichnet

Die Deutsche Fachgesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) hat dem Hernienzentrum der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen (RKK) das Gütesiegel „Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie“ verliehen. Damit ist das RKK Bremens erstes und bislang einziges Krankenhaus mit einem durch die zuständige Fachgesellschaft offiziell zertifizierten Hernienzentrum. Hernien – also Eingeweidebrüche, wie Leisten-, Bauchwand-, Narben oder Zwerchfellbrüche – gehören zu den häufigsten chirurgischen Erkrankungen. In Deutschland erleiden rund 275.000 Menschen jährlich einen Leistenbruch, knapp 100.000 Menschen einen Bauchwandbruch.

„So eine Zertifizierung durch die zuständige medizinische Fachgesellschaft ist nicht nur mit nachweisbar hervorragender Arbeit, sondern auch mit viel zusätzlichem Engagement, Organisations- und Dokumentationsaufwand verbunden“, sagt Dr. Alexander Friedemann, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am RKK. Zentrumskoordinator Oberarzt Thomas Lahaye erklärt: „Die Prüfer schauen sich die Strukturen vor Ort an und nehmen alle Abläufe und die Dokumentation genau unter die Lupe. Hat die Klinik genügend Erfahrung (Mindestanzahl an Hernien-OPs pro Jahr / Komplikationsrate niedrig)? Erfüllen die Mitarbeiter die Qualifikationen und sind zeitlich verfügbar? Sind Medizintechnik und Behandlungsmethoden auf dem aktuellen Stand? Gibt es eine Sprechstunde, ist auch die Nachsorge gesichert? Fließen alle Daten zur Qualitätskontrolle ins bundesweite Hernienregister? Und das ist längst nicht alles, was geprüft, vor Ort angeschaut und regelmäßig weiter nachgewiesen werden muss.“ „Wir sind sehr stolz, dass wir trotz der hohen Belastung in der Corona-Krise kontinuierlich weiter an der Qualität der Behandlung unserer Patienten im Rotes Kreuz Krankenhaus arbeiten“, betont Chefarzt Dr. Friedemann.

Was sind Eingeweidebrüche (Hernien) und wie werden sie behandelt?

Bei Eingeweidebrüchen entstehen Lücken in der Bauchwand oder im Zwerchfell, durch die sich infolge des Bauchinnendrucks ein so genannter Bruchsack vorwölben kann. Es besteht die Gefahr, dass mit dem Bauchfell auch die im Bauch gelegenen Organe oder Eingeweide nach außen dringen und sich einklemmen. Das kann lebensgefährlich sein. Deshalb ist bei Eingeweidebrüchen ein frühzeitiger operativer Eingriff häufig notwendig. Wird die Hernie rechtzeitig versorgt, geht dies in der Regel unproblematisch.

Bei Leisten- und Bauchwandbrüchen gibt es verschiedene, langjährig erprobte Verfahren, mit denen Operateure den Bruchinhalt sicher in den Bauchraum zurückverlagern, die Bruchpforten verschließen und das Gewebe stärken können. Welches Operationsverfahren und welches Art der Narkose empfohlen wird, hängt von Art und Ausprägung der Hernie sowie den individuellen körperlichen Voraussetzungen des Patienten ab. Die allermeisten Hernien behandeln wir im Rotes Kreuz Krankenhaus minimal-invasiv und – je nach Befund – ambulant oder stationär. Mit Hilfe kleinster Bauchschnitte werden die Brüche in Vollnarkose beseitigt und das Gewebe mit Hilfe von Kunststoffnetzen (Mesh) stabilisiert. Bei großen komplexen Brüchen kann auch eine offene Operation notwendig sein, bei der die Bruchlücke entweder mit einem Netzimplantat oder durch eine bestimmte Nahttechnik verschlossen und die Bauchdecke rekonstruiert wird. Nur bei Zwerchfellbrüchen kann die individuelle Therapieempfehlung sowohl operativ als auch medikamentös getroffen werden.

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