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Fr, 22.03.2013

Kardiologie Rotes Kreuz Krankenhaus setzt in Bremen ersten „selbst auflösenden“ Stent ins Herz eines Patienten ein

Paradigmenwechsel in der Behandlung chronischer Erkrankungen der Herzkranzgefäße

Selbst auflösender Stent (Grafik: Abbott Vascular)

Der Paradigmenwechsel in der Behandlung von verengten Herzkranzgefäßen ist in Bremen angekommen: Am Montag wurde die erste sich selbst auflösende Gefäßstütze, ein so genanter bioresorbierbarer Stent, im Herzkatheterlabor der Kardiologie im Rotes Kreuz Krankenhaus eingesetzt. Der Patient konnte am Mittwochmorgen nach Hause entlassen werden.
„Durchblutungsstörungen des Herzmuskels konnten wir bislang behandeln, indem unbeschichtete oder Medikamenten-beschichtete Stents eingesetzt bzw. Bypässe gelegt wurden. Damit kann die Erkrankung aber oft nur gebremst werden, die koronare Herzerkrankung besteht auch nach der Stentbehandlung weiter“, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Blindt, leitender Arzt der Kardiologie. Durch den Einsatz dieser Stents verblieb bislang immer eine gewisse Menge Metall im Herzen, das einen Störfaktor in der Wand des Herzkranzgefäßes darstellen kann. Über die Jahre kann dies gerade bei jüngeren Patienten ein Problem werden – auch ein Bypass ist unter Umständen mit Stents schwieriger an zu legen.

Selbst auflösender Stent (Grafik: Abbott Vascular)

Der Paradigmenwechsel in der Behandlung von verengten Herzkranzgefäßen ist in Bremen angekommen: Am Montag wurde die erste sich selbst auflösende Gefäßstütze, ein so genanter bioresorbierbarer Stent, im Herzkatheterlabor der Kardiologie im Rotes Kreuz Krankenhaus eingesetzt. Der Patient konnte am Mittwochmorgen nach Hause entlassen werden.
„Durchblutungsstörungen des Herzmuskels konnten wir bislang behandeln, indem unbeschichtete oder Medikamenten-beschichtete Stents eingesetzt bzw. Bypässe gelegt wurden. Damit kann die Erkrankung aber oft nur gebremst werden, die koronare Herzerkrankung besteht auch nach der Stentbehandlung weiter“, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Blindt, leitender Arzt der Kardiologie. Durch den Einsatz dieser Stents verblieb bislang immer eine gewisse Menge Metall im Herzen, das einen Störfaktor in der Wand des Herzkranzgefäßes darstellen kann. Über die Jahre kann dies gerade bei jüngeren Patienten ein Problem werden – auch ein Bypass ist unter Umständen mit Stents schwieriger an zu legen.

Vorteile des bioresorbierbaren Stents

Vom Einsatz des sich selbst auflösenden Stents erhoffen sich die Experten nun, den Selbstheilungsprozess der Gefäße anzustoßen. Wie das? Verkalkungen, die sich in der Gefäßwand sammeln, zerstören die Innenhaut des Gefäßes. Das kann zu verminderter Durchblutung, Gefäßentzündungen und bei Einreißen der Innenhaut im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen. „Um das Gefäß langfristig offen zu halten, bedarf es nicht in jedem Fall einer dauerhaften Stütze. Das Medikament, mit dem der selbst auflösende Stent innen beschichtet ist, kann die elastische Beweglichkeit der Herzkranzgefäße wieder herstellen und den Heilungsprozess in Gang bringen. Eine gesunde Gefäßinnenwand ist das Ziel“, erklärt Blindt. Der Träger ist dann überflüssig und löst sich innerhalb von etwa zwei Jahren auf - der natürliche Aufbau der Gefäße bleibt so erhalten. Die Grundsubstanz der bioresorbierbaren Stent-Hülle besteht aus Polymilchsäure. Innen ist er beschichtet mit dem Medikament Everolimus, welches auch in der Transplantationsmedizin angewendet wird. Weitere Vorteile des bioresorbierbaren Stents: Es bleibt kein Material in der Koronararterie zurück, Metallstreben können nicht überstehen, die Durchblutung von kleinen Seitenästen wird nicht behindert, das Risiko späterer Thrombosen im Stent reduziert sich. Kein verbliebenes Metall kann bei später notwendigen Computer- oder Kernspintomografien die Sicht und damit Diagnostik beeinflussen: Überflüssige neue Herzkatheteruntersuchungen werden so vermieden.

Von der Forschung in den OP

Ende der 90er Jahre begannen die Japaner mit Studien zum Einsatz von Milchsäure-Stents, auch „essbare Stents“ genannt. Zeitgleich wurde dieses Konzept am Universitätsklinikum Aachen zusammen mit den ingenieurwissenschaftlichen Instituten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen im interdisziplinären Forschungszentrum BIOMAT (Biomaterialien) umgesetzt. Leiter der Arbeitsgruppe war der damalige Oberarzt der Medizinischen Klinik, Dr. Rüdiger Blindt. 13 Jahre lang hat er die Entwicklung des bioresorbierbaren Stents erforscht, begleitet und vorangetrieben. Seit 2012 kommt der neue bioresorbierbare Stent in großen Universitären Zentren Deutschlands zum Einsatz. Als ausgewiesene Experten sind Prof. Blindt und seine Kollegen nun im Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen die ersten Kardiologen, welche diese von den Krankenkassen als neue Behandlungsmethode akzeptierte Innovation einsetzen dürfen.

Wer profitiert vom neuen Stent?

Der neue Stent eignet sich für etwa zehn bis 20 Prozent aller Patienten mit symptomatischen Durchblutungsstörungen des Herzens – vor allem aber für jüngere Herzpatienten, zu denen durchaus auch noch 50 bis 60-Jährige zählen. Aufgrund der hohen Lebenserwartung ist das Risiko eines erneuten Eingriffs bei ihnen erhöht. Dieser gelingt sowohl interventionell als auch chirurgisch leichter, wenn kein metallischer Fremdkörper stört. Ebenfalls günstig ist der Stent für Patienten, bei denen invasive Nachuntersuchungen Schwierigkeiten machen können, beispielsweise bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen. Auch Patienten, die dauerhaft blutverdünnende Mittel wie Marcumar nehmen oder schwierig zu punktieren sind, profitieren vom neuen Stent, da radiologische Bildgebungsverfahren wie Computer- und Magnetresonanztomografie /Kernspintomografie ohne Störeinfluss angewendet werden können.

Die Kardiologie im Rotes Kreuz Krankenhaus

Die Kardiologie Rotes Kreuz Krankenhaus nahm am 1. November 2012 unter der Leitung der drei Kardiologen Prof. Dr. Rüdiger Blindt, Prof. Dr. Karl- Christian Koch und Dr. Michael Haake die Arbeit auf - mit 24-Stunden- Rufbereitschaft und modernstem Herzkatheterlabor. Neben ihrer Tätigkeit für die Klinik gehören die drei Kardiologen und Intensivmediziner zugleich als Partner zum zehn Ärzte starken Team der renommierten Praxis Kardio Bremen. Unmittelbar neben der Klinik im Ärztehaus Forum K gelegen und direkt mit der Zentralen Notaufnahme des RKK verbunden, bietet dies optimale Voraussetzungen für die Zusammenarbeit zwischen Klinik und Praxis. Stationären Patienten des RKK steht damit durchgängig eine umfassende kardiologische Expertise zur Verfügung - ambulante Patienten der Praxis behalten ihre verlässlichen Ansprechpartner. Weitere Standorte der Praxis Kardio Bremen sind Bremen-Nord, Schwachhausen und der Bahnhofsvorplatz.


Materialien zum Herunterladen

Grafik: Bioresorbierbarer Stent (wie oben, 930KB) Bildnachweis: Abbott Vascular.

Fotos:
Bild 1 (1.6MB) – Prof. Dr. Rüdiger Blindt, Leitender Arzt der Sektion Kardiologie Rotes Kreuz Krankenhaus zeigt Patient Herrn H.R. die Aufnahme seines Eingriffs.
Bild 2 (2,4MB) - Prof. Dr. Karl-Christian Koch und Prof. Dr. Rüdiger Blindt, Leitende Ärzte der Sektion Kardiologie Rotes Kreuz Krankenhaus im Herzkatheterlabor. Hier setzten sie den ersten bioresorbierbaren Stent in Bremen ein.

Fotograf: Focke Strangmann.
Die Bilder dürfen nur in Zusammenhang mit dem obigem Text verwendet werden.

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